Retrospektive I – ein analoger Neueinstieg

Im Mai 2024 bin ich auf einem kleinen Flohmarkt im Nachbarort auf ein echtes Schmuckstück gestoßen: eine analoge Olympus 35 RC aus den 1970er-Jahren. Nach einem kurzen Funktionstest, einem prüfenden Blick auf den Allgemeinzustand sowie das Innere der Kamera, konnte ich einen fairen Preis aushandeln – und so wechselte die Kamera in meinen Besitz.

Zu Hause angekommen, habe ich sie zunächst gründlich gereinigt und einige abgebrochene Filmreste aus dem Inneren entfernt. Für den ersten Probelauf wählte ich einen AGFAPhoto APX 100 Schwarzweißfilm – ein klassischer Einsteigerfilm mit feinem Korn und gutem Kontrast.

Im Batteriefach steckte noch eine alte V625PX Quecksilber-Batterie – ein Relikt aus einer Zeit, in der solche Batterien noch gängig waren. Heute sind sie wegen ihrer Umweltbelastung verboten und nicht mehr im Handel erhältlich. Die Batterie wird ausschließlich zur Spannungsversorgung des Belichtungsmessers benötigt. Ersatz ist nicht ganz unkompliziert: Die originale Spannung beträgt 1,35 V, und es gibt heute keine exakten 1:1-Nachfolger im Standardformat.

Man hat zwei realistische Optionen:

  • Zink-Luft-Batterien wie die WeinCell MRB625 liefern die korrekte Spannung, sind aber relativ teuer und haben eine kurze Lebensdauer (sobald aktiviert, halten sie nur wenige Monate).
  • Alternativ kann man auf einen MR-9 Adapter zurückgreifen, der mit einer gängigen Silberoxid-Knopfzelle (z. B. SR43, SR44 oder 357) betrieben wird. Dieser Adapter enthält eine kleine Elektronik, die die Spannung von 1,55 V auf die benötigten 1,35 V herunterregelt – eine langlebige und präzise Lösung für alle, die die Kamera regelmäßig nutzen wollen.

Hier ein paar technische Daten zur Olympus 35 RC:

  • Baujahr: 1970–1979 (Einführung 1970)
  • Filmtyp: 35mm Kleinbildfilm
  • Objektiv: Fixes Olympus E. Zuiko 42mm f/2.8 (4 Elemente in 3 Gruppen)
  • Fokussierung: Manuell per Messsucher
  • Belichtungsmodi: Blendenautomatik (Shutter Priority) & voll manuell
  • Verschlusszeiten: 1/15 – 1/500 Sek. + B
  • Belichtungsmessung: CdS-Belichtungsmesser (benötigt eine 1,35V Quecksilberbatterie – heute oft ersetzt durch Adapter oder moderne Alternativen)
  • Blitzanschluss: Hot Shoe + PC-Sync (mit manuellem Guide Number System)
  • Größe/Gewicht: Sehr kompakt – ca. 410 g

Die Kamera ist nun einsatzbereit für ihren ersten Fotowalk – und ich bin gespannt, wie sich dieses kleine Zeitzeugnis in der Praxis schlägt. Die Kombination aus analogem Charme, mechanischer Zuverlässigkeit und dem charaktervollen Zuiko-Objektiv verspricht auf jeden Fall spannende Ergebnisse.