Retrospektive III – Olympus O-Product

Olympus O-Product: Die Kamera, die ihrer Zeit voraus war.

Im März 2025 habe ich auf einer Kamerabörse einen ganz besonderen Schatz gefunden: Die Olympus O-Product. Sie ist keine gewöhnliche Kamera, sondern ein Statement. Die limitierte Design-Ikone aus den späten 80ern, die sich mehr an Kunst- und Designliebhaber als an klassische Fotografen richtet – und genau das macht sie bis heute so faszinierend.

Ein Design, das aus dem Raster fällt. Mit ein Grund warum sie in die Sammlung des renommierten Museum of Modern Art (MoMA) in New York aufgenommen wurde.

1988 brachte Olympus die O-Product auf den Markt – streng limitiert auf 20.000 Exemplare weltweit. Entworfen wurde sie vom bekannten Industriedesigner Naoki Sakai, der auch für seine Arbeit an den Automodellen der Nissan Pike-Serie bekannt ist. Das Gehäuse aus gebürstetem Aluminium, die zylindrische Bauform und das minimalistische Bedienkonzept wirkten wie aus der Zukunft – oder zumindest aus einem avantgardistischen Science-Fiction-Film.

In einer Zeit, in der Kameras entweder klobig oder langweilig aussahen, wirkte die O-Product wie ein Alien. Und genau das war gewollt. Olympus wollte mit dem Modell zeigen, dass eine Kamera nicht nur ein Werkzeug, sondern auch ein Objekt mit ästhetischem Wert sein kann.

Technisch simpel – mit Stil

Die Olympus O-Product ist eine vollautomatische Kompaktkamera für 35-mm-Film. Sie bietet:

  • Eine 35-mm-Festbrennweite mit f/2.8 – lichtstark genug für viele Situationen
  • Autofokus
  • Abnehmbarer Blitz
  • Einfache Bedienung mit wenigen Knöpfen

Die Technik war solide, aber nicht spektakulär. Doch das war auch nie das Ziel. Die O-Product wollte nicht mit Features punkten, sondern mit Ausstrahlung. Ihr Fokus lag auf der Verbindung von Technik und Design – ein Vorläufer dessen, was später viele Lifestyle-Produkte auszeichnen sollte.

Kultstatus unter Sammlern

Heute ist die Olympus O-Product ein begehrtes Sammlerstück. Auf Plattformen wie eBay erzielen gut erhaltene Exemplare regelmäßig hohe Preise. Wer sie in der Hand hält, merkt schnell: Hier geht es nicht nur um Nostalgie, sondern um ein Stück Designgeschichte.

Besonders gefragt ist sie bei Fotografen, die analoge Fotografie mit einem klaren ästhetischen Anspruch verbinden – oder einfach ein auffälliges, funktionales Accessoire suchen.

Fazit: Mehr als nur eine Kamera

Die Olympus O-Product war ihrer Zeit voraus – nicht wegen ihrer Technik, sondern wegen ihres Konzepts. Sie hat den Begriff „Designkamera“ praktisch erfunden und gezeigt, dass Funktion und Form sich nicht ausschließen müssen. Für Sammler, Designfans und Analog-Enthusiasten bleibt sie ein faszinierendes Stück Technikgeschichte.

Retrospektive II – Olympus PEN-EE

Olympus PEN-EE – Kompakter Halbformatklassiker mit eingebautem Risiko

Auf der letzten Kamerabörse konnte ich eine Olympus PEN-EE erstehen – ein Modell, das besonders durch seine kompakte Bauweise, das Halbformat-System und die vollautomatische Belichtungssteuerung auffällt. Die PEN-EE wurde ursprünglich 1961 auf den Markt gebracht und richtet sich vor allem an Anwender*innen, die ohne große Vorkenntnisse fotografieren möchten. Technisch handelt es sich um eine rein mechanische Kamera mit fixem Verschluss (1/40 s oder 1/200 s, je nach Modellgeneration) und vollautomatischer Blendensteuerung durch einen Selen-Belichtungsmesser.

Technisches Profil (Modell PEN-EE, erste Generation):

  • Format: Halbformat 18×24 mm auf 35 mm Film (72 Bilder bei 36er-Film)
  • Objektiv: D.Zuiko 28 mm f/3.5
  • Fokussierung: Fixfokus (etwa 1,5 m bis unendlich)
  • Belichtungsmessung: Selenzelle, gekoppelt mit Blendenautomatik
  • Belichtungssteuerung: Automatisch (Programmautomatik), keine manuelle Eingriffsmöglichkeit
  • Filmtransport: Schnellspannhebel, einfacher Bildzähler

Halbformat bedeutet, dass auf einen 36-Aufnahmen-Film 72 Bilder passen. Die Kamera belichtet jedes Bild nur halb so groß wie das Standardformat – 18×24 mm statt 24×36 mm. Das spart Film und erzeugt einen ganz eigenen Look.

Belichtungsrisiko durch gealterte Selenzellen

Ein zentrales Merkmal – und potenzielles Problem – ist der Einsatz eines selenbasierten Belichtungsmessers. Selenzellen erzeugen elektrischen Strom proportional zur Lichtintensität, was es ermöglicht, die Blende mechanisch zu steuern, ganz ohne Batterien. Das war damals eine elegante Lösung für eine vollautomatische Kamera ohne Stromversorgung.

Das Problem: Selenzellen altern. Durch chemische Prozesse und Oxidation verlieren sie im Laufe der Jahrzehnte an Effizienz. Der Leistungsverlust führt dazu, dass der Belichtungsmesser entweder zu wenig Spannung erzeugt (und dadurch ständig eine zu große Blende wählt), oder gar nicht mehr korrekt arbeitet. Das kann zu systematischen Über- oder Unterbelichtungen führen – insbesondere bei schwierigen Lichtverhältnissen.

In meinem konkreten Fall zeigt die Kamera auf Lichtveränderungen zwar noch eine Reaktion – die Blende schließt sich sichtbar bei direkter Sonneneinstrahlung. Ob diese Reaktion aber noch im korrekten Verhältnis zur tatsächlichen Lichtmenge steht, kann erst ein Testfilm zeigen. Es besteht also ein nicht unerhebliches Risiko, dass die gemessenen Belichtungswerte nicht mehr praxistauglich sind.

Fazit und Umgang mit Unsicherheit

Der Charme der Olympus PEN-EE liegt nicht nur in ihrer kompakten Größe und der Wirtschaftlichkeit des Halbformats, sondern auch in der vollständig mechanischen Konstruktion. Doch gerade bei selenbasierten Systemen ist Vorsicht geboten: Eine optisch gut erhaltene Kamera garantiert noch lange keine funktionierende Belichtungsmessung.

Trotz des Restrisikos ist die Olympus PEN-EE ein faszinierendes Stück Kamerageschichte – und wenn der Belichtungsmesser noch halbwegs funktioniert, ein erstaunlich leistungsfähiges Werkzeug für den schnellen Schnappschuss im analogen Stil.

Nachteile? Natürlich

Wer gestochen scharfe Bilder und volle Kontrolle will, wird enttäuscht. Die Olympus PEN-EE ist nicht präzise – sie ist spontan. Der Sucher ist minimalistisch, das Lichtmesssystem nicht unfehlbar. Und Halbformat bedeutet: Kleinere Negative, mehr Korn.

Retrospektive I – Update – Lichtdichtung erneuern

Nachdem ich den ersten Film mit der Olympus 35 RC belichtet hatte, lösten sich einige Partikel der alten Lichtdichtung und verteilten sich im Kamerainneren. Um zu vermeiden, dass diese zum Teil klebrigen Rückstände in den Verschlussmechanismus gelangen und ihn möglicherweise blockieren, habe ich mich dazu entschieden, die Lichtdichtungen zu erneuern.

Bevor ich mit dem Entfernen der alten Lichtdichtung begonnen habe, habe ich vorsichtshalber den Bereich um den Verschluss mit leicht ablösbarem Klebeband abgeklebt. Ich wollte vermeiden, dass sich bröselige oder klebrige Reste in den Verschluss verirren und dort möglicherweise Schaden anrichten.

Hier eine kurze Übersicht der Werkzeuge, die ich beim Entfernen der alten Lichtdichtung und beim Zuschneiden der neuen Dichtungen verwendet habe:

  • Zahnstocher u. Schaschlikspieße – ideal, um die bröselige alte Dichtung vorsichtig aus den schmalen Kanälen zu lösen, ohne das Gehäuse zu beschädigen.
  • Wattestäbchen – zum Aufnehmen der gelösten Reste und für die Reinigung.
  • Weiches Tuch oder Küchenpapier – zum Nachwischen und Trocknen der gereinigten Stellen.
  • Isopropylalkohol (99 %) – zum gründlichen Entfernen von klebrigen Rückständen.
  • Verschiedene Pinzetten – hilfreich beim Einsetzen der neuen Dichtungsstreifen, vor allem in den Ecken.
  • Skalpell oder scharfe Schere – zum präzisen Zuschneiden der neuen Lichtdichtung.
  • Dünner Moosgummi (selbstklebend) – als neues Dichtungsmaterial. Alternativ funktioniert auch spezieller Dichtungs-Schaum.
  • Lineal – zum Abmessen der exakten Streifenbreite.

Bei der neuen Lichtdichtung habe ich mich für eine Materialstärke von 2,0 mm entschieden.

Das folgende Bild zeigt die gereinigte Rückwand der Olympus 35 RC – ohne die Filmandruckplatte. Diese ließ sich zum Glück ganz einfach entfernen, was mir den Zugang zu einigen sonst schwer erreichbaren Stellen deutlich erleichtert hat. So konnte ich die alten Dichtungsreste gründlich beseitigen, ohne Gefahr zu laufen, etwas zu beschädigen.

Nach dem Einsetzen der neuen Lichtdichtungen und dem Wiedereinbau der Filmandruckplatte präsentiert sich das Ergebnis nun so. Alles sitzt sauber an seinem Platz, und die Rückwand schließt wieder spürbar straffer

Die Kamera ist jetzt wieder fit für die nächsten analogen Abenteuer – bereit, neuen Film einzulegen und weiter Geschichte zu schreiben.

Meine ersten Bilder mit der Olympus 35 RC und Agfaphoto APX 100

Es gibt etwas ganz Besonderes an der analogen Fotografie – das entschleunigte Arbeiten, das Warten auf die entwickelten Bilder, das Gefühl, jeden Moment bewusster einzufangen. Nach einiger Zeit des digitalen Fotografierens habe ich mich entschieden, einen Schritt zurück in die Vergangenheit zu wagen: mit der Olympus 35 RC und dem Schwarzweißfilm Agfaphoto APX 100.

Die Kamera: Olympus 35 RC

Die Olympus 35 RC ist eine kompakte Messsucherkamera aus den 1970er Jahren – schlicht im Design, aber technisch raffiniert. Was mich direkt begeistert hat: Sie passt problemlos in jede Jackentasche und bringt trotzdem ein hochwertiges 42mm f/2.8 Objektiv mit. Der manuelle Fokus über die Messsucher-Kupplung war anfangs ungewohnt, aber gerade das bewusste Einstellen machte den Reiz aus.

Der Film: Agfaphoto APX 100

Als Film habe ich den Agfaphoto APX 100 gewählt – ein klassischer ISO-100-Schwarzweißfilm mit feinem Korn und hohem Kontrast. Perfekt für helle Tage mit gutem Licht. Die feine Auflösung des Films bringt die Details wirklich schön zur Geltung, besonders bei Architektur und Porträts.

Die ersten Ergebnisse

Die ersten 36 Aufnahmen waren eine Mischung aus Straßenfotografie, Architektur und ein paar spontanen Momentaufnahmen. Was mir sofort aufgefallen ist:

  • Kontrast & Details: Der APX 100 liefert knackige Schwarzweiß-Kontraste, ohne dabei Details zu verlieren. Besonders Schatten und Strukturen kamen schön zur Geltung.
  • Schärfe & Look: Die Linse der Olympus 35 RC überrascht mit einer angenehmen Schärfe – vor allem im Zentrum. In Kombination mit dem Film ergibt sich ein zeitloser, klassischer Look.
  • Erfahrung: Der bewusste Umgang mit Blende, Belichtungszeit und Entfernung hat mich viel mehr in den Moment geholt, als ich es von der digitalen Fotografie gewohnt bin.

Fazit

Diese erste Rolle Film war mehr als nur ein Test – sie war eine kleine Reise zurück zur Essenz der Fotografie. Die Kombination aus der charmanten Olympus 35 RC und dem ausdrucksstarken APX 100 hat mich überzeugt, dass es sich lohnt, weiterhin analog zu fotografieren.

Ich freue mich schon auf die nächsten Filme – vielleicht das nächste Mal ein Farbfilm? Oder ein Push-Prozess mit ISO 400? Die Möglichkeiten sind endlos – und genau das macht es so spannend.

Retrospektive I – ein analoger Neueinstieg

Im Mai 2024 bin ich auf einem kleinen Flohmarkt im Nachbarort auf ein echtes Schmuckstück gestoßen: eine analoge Olympus 35 RC aus den 1970er-Jahren. Nach einem kurzen Funktionstest, einem prüfenden Blick auf den Allgemeinzustand sowie das Innere der Kamera, konnte ich einen fairen Preis aushandeln – und so wechselte die Kamera in meinen Besitz.

Zu Hause angekommen, habe ich sie zunächst gründlich gereinigt und einige abgebrochene Filmreste aus dem Inneren entfernt. Für den ersten Probelauf wählte ich einen AGFAPhoto APX 100 Schwarzweißfilm – ein klassischer Einsteigerfilm mit feinem Korn und gutem Kontrast.

Im Batteriefach steckte noch eine alte V625PX Quecksilber-Batterie – ein Relikt aus einer Zeit, in der solche Batterien noch gängig waren. Heute sind sie wegen ihrer Umweltbelastung verboten und nicht mehr im Handel erhältlich. Die Batterie wird ausschließlich zur Spannungsversorgung des Belichtungsmessers benötigt. Ersatz ist nicht ganz unkompliziert: Die originale Spannung beträgt 1,35 V, und es gibt heute keine exakten 1:1-Nachfolger im Standardformat.

Man hat zwei realistische Optionen:

  • Zink-Luft-Batterien wie die WeinCell MRB625 liefern die korrekte Spannung, sind aber relativ teuer und haben eine kurze Lebensdauer (sobald aktiviert, halten sie nur wenige Monate).
  • Alternativ kann man auf einen MR-9 Adapter zurückgreifen, der mit einer gängigen Silberoxid-Knopfzelle (z. B. SR43, SR44 oder 357) betrieben wird. Dieser Adapter enthält eine kleine Elektronik, die die Spannung von 1,55 V auf die benötigten 1,35 V herunterregelt – eine langlebige und präzise Lösung für alle, die die Kamera regelmäßig nutzen wollen.

Hier ein paar technische Daten zur Olympus 35 RC:

  • Baujahr: 1970–1979 (Einführung 1970)
  • Filmtyp: 35mm Kleinbildfilm
  • Objektiv: Fixes Olympus E. Zuiko 42mm f/2.8 (4 Elemente in 3 Gruppen)
  • Fokussierung: Manuell per Messsucher
  • Belichtungsmodi: Blendenautomatik (Shutter Priority) & voll manuell
  • Verschlusszeiten: 1/15 – 1/500 Sek. + B
  • Belichtungsmessung: CdS-Belichtungsmesser (benötigt eine 1,35V Quecksilberbatterie – heute oft ersetzt durch Adapter oder moderne Alternativen)
  • Blitzanschluss: Hot Shoe + PC-Sync (mit manuellem Guide Number System)
  • Größe/Gewicht: Sehr kompakt – ca. 410 g

Die Kamera ist nun einsatzbereit für ihren ersten Fotowalk – und ich bin gespannt, wie sich dieses kleine Zeitzeugnis in der Praxis schlägt. Die Kombination aus analogem Charme, mechanischer Zuverlässigkeit und dem charaktervollen Zuiko-Objektiv verspricht auf jeden Fall spannende Ergebnisse.