Olympus PEN-EE – Kompakter Halbformatklassiker mit eingebautem Risiko
Auf der letzten Kamerabörse konnte ich eine Olympus PEN-EE erstehen – ein Modell, das besonders durch seine kompakte Bauweise, das Halbformat-System und die vollautomatische Belichtungssteuerung auffällt. Die PEN-EE wurde ursprünglich 1961 auf den Markt gebracht und richtet sich vor allem an Anwender*innen, die ohne große Vorkenntnisse fotografieren möchten. Technisch handelt es sich um eine rein mechanische Kamera mit fixem Verschluss (1/40 s oder 1/200 s, je nach Modellgeneration) und vollautomatischer Blendensteuerung durch einen Selen-Belichtungsmesser.


Technisches Profil (Modell PEN-EE, erste Generation):
- Format: Halbformat 18×24 mm auf 35 mm Film (72 Bilder bei 36er-Film)
- Objektiv: D.Zuiko 28 mm f/3.5
- Fokussierung: Fixfokus (etwa 1,5 m bis unendlich)
- Belichtungsmessung: Selenzelle, gekoppelt mit Blendenautomatik
- Belichtungssteuerung: Automatisch (Programmautomatik), keine manuelle Eingriffsmöglichkeit
- Filmtransport: Schnellspannhebel, einfacher Bildzähler
Halbformat bedeutet, dass auf einen 36-Aufnahmen-Film 72 Bilder passen. Die Kamera belichtet jedes Bild nur halb so groß wie das Standardformat – 18×24 mm statt 24×36 mm. Das spart Film und erzeugt einen ganz eigenen Look.
Belichtungsrisiko durch gealterte Selenzellen
Ein zentrales Merkmal – und potenzielles Problem – ist der Einsatz eines selenbasierten Belichtungsmessers. Selenzellen erzeugen elektrischen Strom proportional zur Lichtintensität, was es ermöglicht, die Blende mechanisch zu steuern, ganz ohne Batterien. Das war damals eine elegante Lösung für eine vollautomatische Kamera ohne Stromversorgung.
Das Problem: Selenzellen altern. Durch chemische Prozesse und Oxidation verlieren sie im Laufe der Jahrzehnte an Effizienz. Der Leistungsverlust führt dazu, dass der Belichtungsmesser entweder zu wenig Spannung erzeugt (und dadurch ständig eine zu große Blende wählt), oder gar nicht mehr korrekt arbeitet. Das kann zu systematischen Über- oder Unterbelichtungen führen – insbesondere bei schwierigen Lichtverhältnissen.
In meinem konkreten Fall zeigt die Kamera auf Lichtveränderungen zwar noch eine Reaktion – die Blende schließt sich sichtbar bei direkter Sonneneinstrahlung. Ob diese Reaktion aber noch im korrekten Verhältnis zur tatsächlichen Lichtmenge steht, kann erst ein Testfilm zeigen. Es besteht also ein nicht unerhebliches Risiko, dass die gemessenen Belichtungswerte nicht mehr praxistauglich sind.
Fazit und Umgang mit Unsicherheit
Der Charme der Olympus PEN-EE liegt nicht nur in ihrer kompakten Größe und der Wirtschaftlichkeit des Halbformats, sondern auch in der vollständig mechanischen Konstruktion. Doch gerade bei selenbasierten Systemen ist Vorsicht geboten: Eine optisch gut erhaltene Kamera garantiert noch lange keine funktionierende Belichtungsmessung.
Trotz des Restrisikos ist die Olympus PEN-EE ein faszinierendes Stück Kamerageschichte – und wenn der Belichtungsmesser noch halbwegs funktioniert, ein erstaunlich leistungsfähiges Werkzeug für den schnellen Schnappschuss im analogen Stil.
Nachteile? Natürlich
Wer gestochen scharfe Bilder und volle Kontrolle will, wird enttäuscht. Die Olympus PEN-EE ist nicht präzise – sie ist spontan. Der Sucher ist minimalistisch, das Lichtmesssystem nicht unfehlbar. Und Halbformat bedeutet: Kleinere Negative, mehr Korn.